Vertrauen verlieren und finden

Projekt des Monats: R U Still

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Inspiriert vom griechischen Mythos um Orpheus und Eurydike, experimentierte Dimosthenis Gkantzos für sein Diplomprojekt mit Projection Mapping und Installationskunst. Entstanden ist die bewegende Performance R U Still mit Musikerin Mona Yim. Klänge und Bilder transportieren Gefühle von Zweifel und Unsicherheit und entführen das Publikum auf eine emotionale Reise.

Lies weiter: Dimosthenis Gkantzos gibt Einblicke in die Entstehung von R U Still und teilt seine sehr persönliche Motivation hinter dem Projekt.

 

 

 

Der Mythos durch die Brille von R U Still

Orpheus und Eurydike waren verliebt, sie waren wie für einander geschaffen. Doch nach dem giftigen Biss einer Schlange starb Eurydike und verschwand in der Unterwelt. Orpheus, am Boden zerstört, beschloss, sie selbst zu suchen. Er ging in die Unterwelt und bat den Gott Hades, seine Geliebte zurückzubekommen. Der Gott, bewegt durch die Liebe des jungen Mannes, erlaubte ihm, sie unter einer Bedingung mitzunehmen: Auf dem Rückweg darf Orpheus Eurydike nicht anschauen. Nicht ein einziges Mal darf er sie ansehen.
Als sie jedoch Hand in Hand hinaufgingen, rutschte Eurydike aus, und ihre Hand löste sich von der Hand Orpheus. In einer Sekunde drehte er sich um, um sich zu vergewissern, dass seine Geliebte ihm folgte, und so verlor er sie für immer. Er erhaschte einen flüchtigen Blick auf Eurydike, bevor sie erneut in die Unterwelt zurückgezogen wurde.

 

Worum geht es in diesem Projekt?

In R U Still geht es um Vertrauen und darum, es zu verlieren. Ob es nun um die Beziehung zu sich selbst geht oder um die zu einem Partner oder Freund. In Beziehungen haben wir oft diese Gefühle. Der Moment, in dem man anfängt, alles in Frage zu stellen. Ist alles so, wie es war? Wie viel hat sich verändert? Eine solche Erkenntnis kann zu einer ganz neuen Realität führen, wenn wir bereit und willens sind, sie zu akzeptieren und vorwärts zu gehen. Wenn nicht, kann es sich wie der erste Riss anfühlen, der zu einem massiven Bruch führen soll.

 

Worum geht es in der Geschichte?

Nachdem ich Mona Yims Album „R U Still“ und ihre Geschichte gehört hatte, dachte ich an Orpheus und Eurydike.
Ich dachte, dass der Moment, in dem er sich umdreht und sie ansieht, für beide Protagonisten der perfekte R U Still-Moment sei. Er ist sich nicht sicher, ob seine Geliebte noch bei ihm ist, und sie ist sich nicht sicher, ob sie mit ihm weitergehen soll oder nicht. Ob er immer noch der Mann ist, in den sie sich verliebt hat. Beide stellten aus ihren Gründen die Stärke ihrer Beziehung in Frage und zerstörten sie dadurch.

 

Warum haben wir mit dem Projekt begonnen?

Ich wollte mit Projection Mapping und Installationskunst experimentieren. Mona Yim und ihre EP „R U Still“ inspirierten mich sehr. Ich war immer fasziniert von der Unsicherheit, sich zu einer Person zugehörig zu fühlen und umgekehrt. Mona Yim und ihre Musik inspirierten mich zu diesem Thema. Unser Projekt sollte die Geschichte einer solchen Situation und die Gefühle um sie herum erzählen. Wir wollten experimentieren und ein Konzert mit einer Projection Mapping Show kombinieren und durch Klang, Licht, Formen und Bewegung über Vertrauen sprechen. Sowohl für Mona Yim als auch für mich kam das Projekt zu einer sehr fragilen Zeit, sodass wir beide das Bedürfnis hatten, uns auszudrücken und von der Erfahrung zu lernen.

 

 

Wie verlief die Produktion?

Wir sind ein Team, das zusammengearbeitet hat. Nachdem wir ein Konzept erstellt hatten, machten wir mit der Erstellung eines Storyboards weiter und widmeten uns schließlich der visuellen Gestaltung. Während das Projekt langsam Gestalt annahm, wurden die einzelnen Elemente immer wieder verschoben und bewegt und neu zusammengefügt. Wir hatten nicht viel Zeit, da ich Anfang Dezember mit der Vorproduktion begann und wir bis Februar fertig sein mussten. Wir arbeiteten mit TouchDesigner, weil es für uns wichtig war, Live-Visualisierungen zu haben, die auf den Ton und alles, was während der Aufführung stattfindet, reagieren können. Gleichzeitig mussten wir das Display, auf das alles projeziert werden sollte, mit seiner Form, seinen Materialien und entsprechender Benutzerfreundlichkeit entwerfen.

 

Wie bei vielen Produktionen, liefen die Dinge nicht immer wie geplant und so wurde jeder Schritt des Projekts immer wieder nachjustiert. Glücklicherweise hatten alle Mitglieder des Kreativteams Verständnis dafür. Beispielsweise wurden die letzten Teile der Vorrichtung für die Projection Gauze erst einen Tag vor den Dreharbeiten geliefert. Wir hatten also kaum Zeit das System zu testen, was für alle Beteiligten viel Druck bedeutete.

 

 

Ohne die harte Arbeit und die Unterstützung jedes einzelnen Teammitglieds hätten wir es nicht geschafft: Zita mit ihrer konzentrierten Dramaturgiearbeit, das originelle Kostümdesign von Franzi, Serhat und seine Hilfe beim Sounddesign und den Geräten, die Hilfe von Timo, Beni und der Aufbau des 6m x 2m großen Display-Systems, Paulo mit seinem innovativer Ansatz Teile in Bewegung zu setzten, Kathi, Christian und Niklas, das Filmteam, das so erstaunliche Arbeit leistete, um die bestmögliche Version von allem darzustellen, und Alex, der das Videomaterial zu den endgültigen Trailern zusammenstellte. Ich könnte nicht dankbarer sein.

 

Ein besonderer Dank geht an Mona Yim, die mit mir zusammengearbeitet und mir ihr kostbares, magisches Album "R U Still" angeboten und mich auf diesem Weg immer so unterstützend und inspirierend begleitet hat. Ihre Stimme, ihr Talent und ihre Aura sind ein unverzichtbarer Teil dieses Projekts.



Was ist das Gefühl, das am Ende bleibt?

Wir wollten dieses bestimmte Ende schaffen. Die Unsicherheit, die einen selbst und seine Umgebung betrifft, verschwindet. Ein Ende mit Hoffnung und mit Vertrauen. Man muss nur weitermachen und alles wird sich finden. Vertrauen in sich selbst haben, in die Menschen um sich herum und in das Leben. Es mag vielleicht kitschig und cringy klingen, aber ich stehe zu 100% dahinter. Veränderungen in all ihren Formen von einem Ort der Liebe statt von einem Ort der Angst aus anzunehmen, macht den Unterschied aus.

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