Geht gute Kunst nur in der Krise?

Slouch

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Michael Bohnenstingls Animationsfilm SLOUCH behandelt die Frage, ob große Kunst nur aus Momenten tiefster Krisen entstehen kann. „The most beautiful flowers grow on shit“, behauptet darin Nuffti. Er ist der kleine persönliche Dämon der Hauptfigur Slouch, einem frustrierten Musiker, der mit seiner Freundin in seiner Garage lebt und vom großen Durchbruch träumt. Als dieser dann tatsächlich passiert, hören die Probleme (zum Glück) nicht auf.

 

Interview mit Michael Bohnenstingl

 

Lieber Michael, brauchst du Krisen, um kreativ zu sein oder wie kam’s zur Storyidee von SLOUCH?

 

Die entstand, als ich selbst eine persönliche und künstlerische Krise hatte. Während meines Studiums in Ludwigsburg habe ich außerdem viel Musik mit meiner Band in unserem Proberaum in den Baracken gemacht. Dabei sprachen wir oft über die Ursprünge von Kreativität und fragten uns, warum so viele Künstler*innen so schrecklich abgefuckt sind und ob ein glückliches, gesundes Leben dabei wirklich hinderlich sein kann. So ergab sich schließlich das inhaltliche Fundament für den Film.

 

Du bist selbst auch Musiker. Wie autobiografisch ist der Film?

 

Klar, ein Regisseur kann sich ja meistens nicht in seinem Werk verstecken. Und natürlich spielt meine Musik eine wichtige Rolle. Im Grunde hat mich der Film bei der Beantwortung einiger Fragen begleitet, die ich selbst an das künstlerische Schaffen, aber auch ganz allgemein ans Leben hatte. Aber gleichzeitig: Was für eine Geschichte gut funktioniert und richtig ist, muss nicht gleich eins zu eins im eigenen Leben funktionieren.

 

SLOUCH ist mit 18 Minuten ziemlich lang für einen Abschlussfilm. Im Bereich Animation bedeutet das sehr viel Arbeit in einer relativ kurzen Zeit. Von wegen Chancen durch Krisen... konntest du durch die Lockdowns so viel Zeit investieren?  

 

Ja, es war wirklich viel Arbeit! Doch ich arbeite eigentlich so, dass ich zuerst die Story habe. Daraus ergibt sich dann die Ausgestaltung und Länge, die es für die Umsetzung braucht. Ich versuche mich immer dahingehend erst einmal nicht einzuschränken. Ich hatte auch Hilfe von einem tollen Team. Beispielsweise haben Julia Skala und Oleg Stezenko die Sets und Hintergründe designt. Christian Kaufmann hat sie dann in Cinema 4D gebaut. Dadurch konnte ich mich auf das Mise-en-scène und Editing konzentrieren. Aber es stimmt schon. Durch die Corona-Krise habe ich viele Sachen, die ich im Normalfall neben dem Studium gemacht hätte, nicht machen können und hatte die nötige Zeit.

 

Du warst vor einigen Jahren für Studio Soi in Ludwigsburg tätig. Unter anderem hast du für die ZDF-Kinderserie PETZI geschrieben und bei ihr auch Regie geführt. Wie unterscheidet sich diese Arbeit von einem Indie-Film wie SLOUCH?

 

Eigentlich gar nicht so sehr. Es ist im Grunde egal, ob ich in einem Film über Freundschaft oder vom Scheitern erzähle. Die Geschichte muss gut sein. Klar gibt es etwa in Sachen Budget, Timeline, Ressourcen oder Teams andere Bedingungen. Im Animationsinstitut wird uns dagegen viel Freiheit gelassen. Wir werden voll darin unterstützt, in den Projekten unsere eigenen Ideen umzusetzen. Im besten Fall führt das dazu – wie uns Andreas Hykade einmal gesagt hat – dass das Animationsinstitut für uns zu einem Ort wird, an dem wir selbst über uns hinauswachsen.  

Schau dir Michaels Präsentation von Slouch auf der FMX 2021 an!

Weitere Infos zu Michael findest du auf seiner Website.

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