Dem roten Faden hinterher!

Projekt des Monats: FUSSEL

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Jede Geschichte braucht einen roten Faden. Alex Berweck hat sich das wohl besonders zu Herzen genommen, denn in seinem Diplomfilm FUSSEL folgt das namensgebende, kuschelige Monster Fussel buchstäblich einem roten Faden. Auf seiner Reise trifft er dabei allerhand andere freundliche Monster, die ganz eigene Erwartungen daran haben, was sie am Ende vorfinden werden. Neugierig? Dann schaue dir jetzt FUSSEL an!

 

FUSSEL jetzt anschauen!

 

Dass die Produktion von FUSSEL nicht ganz so gradlinig verlief, wie es die Handlung des Films selbst ist, dürfte auf der Hand liegen. In folgendem Artikel berichtet Alex über seine persönlichen Erfahrungen, inhaltliche Entscheidungen und technische Herangehensweisen, die er als Regisseur von FUSSEL erlebt und koordiniert hat. Viel Spaß!

Regisseur Alex Berweck über FUSSEL

Alles beginnt mit einem roten Faden

Die Realisierung von FUSSEL war für mich eine fantastische Erfahrung. Es war der erste Film, den ich selbst geschrieben und inszeniert habe. Das hat zwar eine Menge Druck erzeugt, aber es war auch großartig, all meine Ideen in das Projekt einfließen zu lassen und zu sehen, wie andere meine Vision mitgestaltet haben.

 

Obwohl es ursprünglich nur um den geheimnisvollen roten Faden ging, war mir schon früh klar, dass es darüber hinaus ein Film über Freundschaft werden musste. Freundschaften zu Personen, die uns auf unserer Reise begleiten, dann aber eigene Wege und Ziele im Leben verfolgen. Ich habe während meiner Schulzeit, meines Studiums und meiner Arbeit enge Freunde gefunden. Auch wenn ich nicht alle von ihnen regelmäßig sehe, weil sie im Ausland leben oder sie mittlerweile mehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt sind, ist es doch schön, wenn sich unsere Wege hin und wieder kreuzen – auch wenn es nur für kurze Zeit ist.

Offizieles Plakat von FUSSEL

Die Ästhetik von FUSSEL

Bevor ich an die Filmakademie kam, habe ich als 2D/3D-Künstler gearbeitet. Meine Expertisen lagen also im Bereich Concept Art/Illustrationen und im Bereich von einem 3D Generalist. Ich wollte diese Kenntnisse in den Look des Films einfließen lassen und einen Stil kreieren, der 3D-Elemente verwendet und gleichzeitig eine allgemeine 2D-Ästhetik beibehält. Außerdem wollte ich, dass der Film bunt, fröhlich und abwechslungsreich ist.

 

Ich ließ mich von Konzeptzeichnern wie Goro Fujita und Marco Bucci, aber auch von Kurzfilmen wie FISCHKOPP und MEET BUCK inspirieren. Außerdem hatten andere Medien, die ich liebe, wie Comics und Videospiele, einen großen Einfluss auf den Film. Dadurch entstanden zum Beispiel die Sprechblasen und die Idee einer seitlich scrollenden Kamera.

FUSSEL Proof of Concept

Um einen organischeren und Concept-Art-ähnlichen Look zu erzielen, wollte ich die 3D-Modelle mit Pinselstrichen versehen. Glücklicherweise stießen wir bei der Suche nach einer Lösung für unsere stilistischen Anforderungen auf Quill, was uns zusätzlich die Möglichkeit gab, das Projekt mit einem kleinen Team zu realisieren. Quill ist eine Virtual Reality und Animationssoftware, in der man in einem 3D-Raum malen kann. Unsere ersten Tests mit Quill waren großartig. Es hat nicht nur viel Spaß gemacht, Dinge in einer virtuellen Umgebung zu erschaffen, wir waren auch sehr schnell. Quill kombinierte beide Dinge, die ich in dieser Produktion tun und sehen wollte: Malen und 3D. Wir beschlossen, das Risiko einzugehen und alle unsere Figuren und Umgebungen in Quill zu erstellen.

Malen in der VR Software Quill

Monströs und doch niedlich

Bei der Erstellung der Charaktere mussten wir einige Dinge beachten. Das Zielpublikum von FUSSEL sind Kinder. Obwohl die Figuren Monster sind, sollten sie daher immer freundlich aussehen und sich auch so verhalten. Jeder ist in dieser Gruppe willkommen und es spielt keine Rolle, wie man aussieht. Dementsprechend haben wir Monster in all möglichen Formen und Größen erschaffen. Wir wussten, dass die Figuren die ganze Zeit nah beieinander gehen und stehen würden, und deshalb haben wir besonders darauf geachtet, dass alle Gesichter, oder in Mariannes Fall ihre Füße, in der Gruppenformation sichtbar bleiben. Jede Figur musste einzigartig sein, aber auch in Kombination mit den anderen funktionieren.

Die Einzigartigkeit jeder Figur und ihre Rolle in der Gruppe wird nicht nur visuell dargestellt, sondern ist auch Teil der Musik und des Sounddesigns. Die Zusammenarbeit mit Jonas Schwall und Nicolas Kaiser war fantastisch. Sie verstanden das Projekt auf Anhieb und trugen einen großen Teil dazu bei, das Gefühl und die Emotionen des Films zu erwecken. Jeder Charakter wird durch ein Instrument repräsentiert. Wenn sich jemand der Gruppe anschließt, wird auch das jeweilige Instrument in die Musik integriert. Je größer die Gruppe ist, desto reichhaltiger wird die Musik. Wenn sich jemand von der Gruppe löst, verlieren wir auch diesen Teil der Melodie.

Die Welt von FUSSEL

Nachdem wir die Ideen für die verschiedenen Welten entwickelt hatten, haben wir Konzeptzeichnungen und Designs erstellt. Wir erstellten ein Blocking der ungefähren Umgebung in Maya, um zu sehen, wie weit sich die Charaktere bewegen würden, brachten das Blocking als Referenz in Quill ein und malten dort die Hintergründe.

 

Zusätzliche Tools, die von den Technical Directors des Projekts erstellt wurden, halfen dabei, alle Quill-Inhalte reibungslos in Maya zu übertragen. Um die Umgebung lebendiger zu gestalten, wollte ich außerdem, dass sich viele Dinge bewegen – wippende Pflanzen, fallende Blätter oder fließendes Wasser; alles direkt in Quill animiert.

3D Set von FUSSEL

 

FUSSEL wurde mit der doppelten Bildrate erstellt, die man normalerweise verwenden würde. Durch die ständige horizontale Kamerabewegung bemerkten wir nämlich ein Stottern bei einigen Objekten. Durch die Erhöhung der Bildrate wurde der Film flüssiger und das Stottern beseitigt.

 

Kommunikation ist entscheidend

Die Arbeit an einem Projekt mit sechs Charakteren und vierzehn verschiedenen Umgebungen war eine gewaltige Aufgabe, aber notwendig, um das Gefühl dieser Reise und die Beziehungen zwischen den Figuren zu etablieren. Ich denke, dass die gute Kommunikation mit unserer Produzentin, Nina Schwarz, und dem Technical Lead, Tim Lehr, einen großen Teil dazu beigetragen hat, FUSSEL in einem kurzen Zeitrahmen zu verwirklichen. Wir haben den Umfang und die Realisierbarkeit des Projekts immer wieder neu bewertet und entsprechend nachjustiert.

 

Die Entstehung von FUSSEL war eine großartige Reise und ich bin dankbar für jeden, der mitgemacht und etwas von sich in das Projekt eingebracht hat. Vielen Dank dafür!

 

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