Die Themen Klimawandel, Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind aus dem medialen und politischen Diskurs kaum noch wegzudenken. Die Forderung nach einer verstärkten Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel liegt daher auf der Hand. Im Rahmen des APPLIKATIONSZENTRUM V/AR realisierte das F&E-Team der Filmakademie die VR-Reise BEEING, die ihre User auf eine außergewöhnliche Zugfahrt entführt. Der entwickelte Prototyp soll das Bewusstsein für den Schutz der Natur schärfen und gleichzeitig ein Beispiel für zukünftiges Entertainment im öffentlichen Nahverkehr geben.
Lies weiter, seh dir BEEING an und erfahre mehr über das technische Konzept dahinter.
BEEING setzt sich mit dem starken Einfluss des Menschen auf unsere Umwelt und ihre Ökosysteme auseinander. Die Geschichte spielt daher in einer Makrowelt rund um eine Blumenwiese, dem Lebensraum zahlreicher bedrohter Wildtiere und Insekten.
Abgeholt in der realen Welt, d.h. im realen Zug, erleben die BenutzerInnen eine Fahrt, die weit über das Erlebnis einer normalen Zugfahrt hinausgeht: Nachdem der Zug den Bahnhof verlassen hat, findet man sich auf dem Rücken eines Insekts wieder, das durch einen fantastischen und sich bedrohlich auflösenden Geisterwald fliegt. Die Fahrt endet in einer Blumenwiese, die die Schönheit der Natur zeigt. Den Usern soll vermittelt werden, dass wir alles daran setzen müssen die Natur zu erhalten, damit sie auch in Zukunft außerhalb von VR erlebbar ist.
Um das Erlebnis so immersiv wie möglich zu gestalten, bietet die VR-Reise ihren Usern nicht nur Storytelling, sondern spiegelt auch die physikalischen Bedingungen einer Zugfahrt wider. Die gesamte Story-Welt und die Charaktere wurden in Epics Unreal Engine erstellt, während die finale mobile Player-Anwendung auf der Software Unity basiert. Die größte Herausforderung, die das Team, zu bewältigen hatte, war, die Bewegung des virtuellen Zuges so nah wie möglich an die Bewegung der realen Zugfahrt anzupassen. Dies war unabdingbar um einerseits die Qualität der VR-Immersion zu erhöhen und andererseits um Reiseübelkeit bei den User*innen zu vermeiden.
Als Hauptmedium fungierte ein vorgerendertes 360°-Video. Damit die Geschwindigkeiten von Video und Zug zusammenpassen und ein Stottern des Bildes vermieden wird, musste das Video noch vor dem Rendern auf die Beschleunigung des Zuges angepasst werden. Um die erforderlichen Daten der realen Zugfahrt zu erheben, wurde eine eigene App entwickelt, die Beschleunigungs- und GPS-Daten der jeweiligen Streckenabschnitte mit Smartphone-Sensoren aufzeichnet. Basierend auf diesen Daten wurde dann die Kamera gesteuert, um das stereoskopische 360°-Video zu rendern. Die finale Player-Anwendung erlaubte außerdem ein zusätzliches Feintuning, sodass leichte Geschwindigkeitsabweichungen nachträglich ausgeglichen werden konnten.
Der Prototyp ist für VR-Geräte für Smartphones wie das Google Cardboard oder Samsung Gear VR geeignet und damit für ein breites Publikum zugänglich. Und obwohl die Anwendung auf die Stuttgarter S-Bahnen ausgelegt ist, lässt sich die Technologie doch auf beliebige Züge und Strecken übertragen.
Mit BEEING ist dem F&E-Team des Animationsinstituts der Filmakademie also nicht nur eine eindringliche und inspirierende VR-Reise gelungen, sondern auch die Entwicklung eines beeindruckenden Prototyps, der eine Vielzahl von zukünftigen Entertainment-Möglichkeiten für den öffentlichen Nahverkehr bietet.
Das Projekt BEEING wurde im Rahmen des Projektes APPLIKATIONSZENTRUM V/AR am Animationsinstitut der Filmakademie Baden-Württemberg realisiert, welches durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg gefördert wird.
Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, das Virtual Dimension Center (VDC) und das Animationsinstitut der Filmakademie Baden-Württemberg arbeiten im Projekt APPLIKATIONSZENTRUM V/AR zusammen, um den Zugang zu Virtual Reality und Augmented Reality in mittelständischen Unternehmen zu erleichtern. Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) sind heute weltweit in aller Munde. Das Land Baden-Württemberg ist seit den 1990er Jahren ein hervorragender Standort für Virtual Reality in Deutschland. Dies gilt sowohl für die Forschungsszene (Fraunhofer, Universität Stuttgart) als auch für industrielle Anwendungen und die Kompetenzzentren des Landes (VDC Fellbach und St. Georgen).