Gemeinhin sind Technical Directors (TDs) für technische Abläufe und technisches Equipment verantwortlich, etwa in Software- und Industrieunternehmen, Theatern oder TV-Studios. Besonders bedeutsam sind Technical Directors bei Film- und Gamesproduktionen, vor allem wenn dabei Animation und visuelle Effekte (VFX) eine Rolle spielen. In diesem Bereich sind TDs meistens Programmiererinnen und Programmierer, die kreative Techniken in computergrafische Prozesse überführen. Beispielsweise wandeln sie Zeichnungen und Entwürfe in geometrische, animierbare Formen um. TDs schaffen bei Film- oder Gamesproduktionen also die technischen Rahmenbedingungen, durch die künstlerische Ideen umgesetzt werden können, etwa durch spezifische Softwareentwicklungen oder die Anpassung von Softwareanwendungen.
Für jede Produktion müssen TDs meist neue Lösungen und Prozesse entwickeln und sie währenddessen laufend verbessern. Lassen sich etwa bei den computergrafisch (CG) erzeugten Bildern und Charakteren bestimmte Verfahren und Arbeitsschritte automatisieren oder vereinfachen, etablieren sie hierfür entsprechende technologische Abläufe. Zum Beispiel geschieht dies bei wiederkehrenden Hintergründen und Landschaften oder bei Bewegungen und optischen Details der animierten Charaktere.
Die Tätigkeiten von TDs sind überaus vielfältig, denn ihr Aufgabenfeld spielt bei nahezu allen Arbeitsschritten und -bereichen einer Film- oder Gameproduktion eine Rolle. Bei größeren Produktionsfirmen gibt es oft mehrere Arten von TDs, die jeweils mit Artists unterschiedlicher Kreativabteilungen zusammenarbeiten. Sie sind häufig auf die jeweiligen Arbeitsschritte spezialisiert, die für die Animation oder VFX in Filmen oder Games notwendig sind (Pipeline). Oft gibt es dabei etwa einen Shading TD. Beim Shading (dt. Schattieren) geht es im weitesten Sinne um die Darstellung der Oberflächeneigenschaften von Objekten und Personen mittels 3D-Computergrafik. Hier spielen etliche Parameter und spezifische Berechnungen eine Rolle, damit beispielsweise fotorealistische Effekte erzeugt werden können. Ein Modelling TD sorgt dagegen für die Grundlagen, mit denen VFX- und Animation-Artists einzelne Charaktere oder Objekte im Computer generieren. Hier sind TDs nicht selten auf Details spezialisiert. Ein Cloth TD kümmert sich etwa um die Darstellung von Textilien, ein Hair oder Grooming TD um die Frisuren der Figuren. Rigging und Animation TDs befassen sich wiederum mit allem, was damit zu tun hat, CG-Elemente in Bewegung zu setzen und wie sie hinsichtlich ihrer Bewegung zusammengeführt und aufeinander abgestimmt werden. Wichtig sind zudem Lighting TDs, denn stimmige Lichtverhältnisse („Lighting“) lassen computergenerierte Bilder oftmals erst realistisch wirken und bestimmen die Bildästhetik in entscheidender Weise. Darüber hinaus sorgen sogenannte Pipeline TDs für eine technisch verzahnte Zusammenarbeit der Abteilungen, beispielsweise bei der finalen Verarbeitung und dem Austausch erstellter Daten.
Auch mit Hardwareentscheidungen befassen sich TDs, etwa hinsichtlich der Aufnahme- und Kameratechniken. Sie stellen etwa die technische Infrastruktur sicher, die ein sogenanntes Matchmoving ermöglicht und computergenerierte Objekte in Räumen optisch richtig positioniert. Dafür nutzt man unter anderem 2D- und 3D-Kamera-Tracking-Verfahren, die die exakte Kamerabewegung aufzeichnen oder simulieren.
Eine wichtige Rolle spielen TDs zudem im Bereich Virtual Production, der für die Film- und Gamebranche immer wichtiger wird. Lange konnten Spielszenen, die vor computergenerierten Landschaften spielen, erst im Nachhinein mit den computergenerierten Bildern zusammengefügt werden. Beispielsweise wurden Personen oder Gegenstände mit der Blue- und Greenscreentechnik vor blauen oder grünen Flächen aufgenommen und später in die gewünschten Bilderwelten gesetzt. Mittlerweile können Regisseurinnen und Regisseure dazu auf eine neue Echtzeit-Drehtechnik zurückgreifen, die ein computergeneriertes Set live mit real aufgenommenen Bildern verbindet. Dies macht einen virtuellen Produktionsprozess möglich, der die Arbeit mit effektvollen Aufnahmeumgebungen erheblich erleichtert und einem Dreh mit Realbildaufnahmen nahezu gleicht. Zunehmend kommen hierfür auch hochauflösende LED-Walls im Set-Design zum Einsatz. Technisch ist hierfür ein komplexes Zusammenspiel von Echtzeit Kamera Tracking, Game Engines und zahlreichen Aspekten der Echtzeit-Verarbeitung der Bilder nötig. Für die technologische Infrastruktur sowie die Abläufe und Ausgestaltung einer Virtual Production sind Technical Directors verantwortlich, wodurch ihre Funktion in vielen Studios immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Das sind nur ein paar Beispiele für die Aufgaben von Technical Directors in Film- und Gamesproduktionen. In den Produktionshäusern differenzieren sich ihre Tätigkeiten oft weiter aus oder überschneiden sich. Die spezifischen Jobbezeichnungen der TDs variieren daher von Produktionsfirma zu Produktionsfirma.
Technical Directors arbeiten an der Schnittstelle zwischen Kunst und Technologie. Daher sind neben umfangreichen technischen Skills auch künstlerische Fähigkeiten gefragt. In der Regel haben TDs im Film- und Gamesbereich einen Hintergrund in Mathematik, Physik, Informatik oder Medieninformatik. Sie beherrschen gängige Programmiersprachen wie Python, C++, MEL, C# oder shell scripting. Zugleich sollten sie über die Nutzungsmöglichkeiten von Bild- und Videobearbeitungssoftware Bescheid wissen und diese auch kreativ anwenden können. Diese Softwareprogramme sind beispielsweise Adobe After Effects, Blender, Cinema 4D, Maya, MotionBuilder, Renderman, Nuke, 3ds Max, Houdini, Unity oder Unreal.
Zudem sollten TDs ein gutes Auge dafür haben, was gute Fotografie und Kinematografie ausmacht, also etwa ein Gespür für Licht, Komposition und Perspektive haben. Ein Verständnis mathematischer und physikalischer Grundlagen ist ebenfalls essentiell, denn die ist zur akkuraten und glaubwürdigen Darstellung von computergenerierten Objekten und Charakteren notwendig.
Da TDs Hindernisse überwinden und neue Wege bereitstellen müssen, um kreative Prozesse und Vorstellungen technisch bestmöglich und zugleich effizient zu ermöglichen, sind auch Problemlösungsfähigkeiten relevant. Ebenso sollten TDs gute Kommunikations- und Teamfähigkeiten besitzen, schließlich stehen sie bei ihrer Tätigkeit in engem Kontakt mit vielen anderen an der Produktion beteiligten Personen und müssen sie technisch schulen, beraten und unterstützen.
Dazu ist es durchaus hilfreich, wenn sie alle Bereiche der VFX- oder Animation-Pipline überschauen können und Teile davon zumindest in einem gewissen Rahmen selbst beherrschen. Denn sie sollten über die Herausforderungen und Problemstellungen bei diesen Prozessen im Bilde sein.
Generell gilt es, sich die Skills über Praxiserfahrung in Produktionsfirmen anzueignen. Zudem bieten Hochschulen wie das Animationsinstitut der Filmakademie Baden-Württemberg ein praxisorientiertes Aufbaustudium zur umfassenden Ausbildung in Technical Directing an. Diesen Studiengang absolvieren in der Regel in Informatik, Mathematik oder Naturwissenschaften vorgeschulte Personen, mitunter aber auch Animationskünstlerinnen und -künstler selbst. In Projekten der Filmakademie sammeln Studierende praktische Erfahrungen und gewinnen Einblicke in alle technologisch und künstlerisch relevanten Prozesse. Durch dieses Studium bieten sich außerdem zahlreiche Möglichkeiten, um in der internationalen Film- oder Gamesbranche Fuß zu fassen.
Lese hier das Porträt unseres Alumnus Markus Kranzler, Technical Director bei Pixar.