Ob Licht, Maske, Kostüm oder Setting, Filmszenen sind meist bis ins kleinste Detail durchkomponiert. Ehe sie auf der Kinoleinwand zu sehen sind, werden Aufnahmen in der Regel vielfach bearbeitet. Am Ende dieses Prozesses stehen Digital Compositors (DCs), die für die finalen Bilder des Films verantwortlich sind. Das gilt besonders für Produktionen, die auf visuelle Effekte (VFX) setzen. Oft besteht eine VFX-Szene aus verschiedenen Elementen, die erst durch Digital Compositors zu einem realistisch wirkenden Bild zusammengefügt werden.
Das Aufgabenfeld von Digital Compositors ist sowohl in technischer als auch künstlerischer Hinsicht vielfältig und kreativ. Eine wichtige Aufgabe von DCs besteht etwa darin, federführend computergenerierte Inhalte in die Filmszenen zu integrieren. Seien es animierte Charaktere, spektakuläre Stunts oder Explosionen, beim sogenannten CG Compositing gilt es, die virtuellen Figuren oder Effekte so lebensecht wie möglich erscheinen zu lassen. Bild für Bild wird dabei an den Details und der Wirkmächtigkeit des Bildes gearbeitet, mit dem Ziel der perfekten, lebensnahen Illusion.
Spielszenen sind dafür bei VFX-Produktionen oft nicht vor einem finalen Setting aufgenommen, sondern beispielsweise vor Green- oder Bluescreens. DCs separieren hier mithilfe sogenannter Rotoskopie- und Keying-Techniken Personen und Objekte von den Hintergründen und setzen sie in andere Umwelten ein. Dabei ist es unter anderem wichtig, zu wissen, wie gutes sogenanntes Matchmoving gelingt, also wie Objekte in Räumen optisch richtig positioniert werden. Dafür nutzt man unter anderem 2D- und 3D-Kamera-Tracking-Verfahren, die die exakte Kamerabewegung aufzeichnen.
Filmsets sind meist auch nicht so clean, wie sie später auf der Leinwand erscheinen. Vielmehr liegt und hängt dort allerlei technisches Gerät herum wie Kabel, Tracking-Utensilien oder Gerüste. Nicht selten wird in der Mittagspause auch mal eine Kaffeetasse am Set abgestellt und vergessen. Diese Gegenstände müssen, wenn sie ins Bild ragen, von Digital Compositors entfernt und retuschiert werden.
Doch die Bildbearbeitung durch DCs geht meistens weit über das Entfernen von unerwünschten Objekten hinaus. In ihrer Hand liegen nicht nur wichtige Gestaltungsdetails wie die durchgängige Farbgebung und -mischung, Filmszenen werden von ihnen auch in ästhetischer Hinsicht mit technischen Mittel stark optimiert. Sie hübschen beispielsweise den Look der Darstellerinnen und Darsteller auf, indem sie etwa deren Falten und Augenringe verschwinden lassen. DCs gestalten ganze Szenerien um, wenn Aufnahmen im Nachhinein nicht so sind, wie gewünscht. Zudem verbessern die Lichtverhältnisse oder sorgen bei künstlich wirkender Studiokulisse oder Kostümen für Texturen, die sie echt wirken lassen. Und das sind nur ein paar Beispiele ihrer Optimierungstricks.
Digital Compositors sollten ein gutes Auge dafür haben, was gute Fotografie und Kinematografie ausmacht, also etwa ein Gespür für Licht, Komposition, Perspektive und ähnliches haben. Wichtig sind zudem Kenntnisse in gängigen Compositing Softwareprogrammen wie Nuke oder anderen Bildbearbeitungstools.
Als DC sollte man darüber hinaus teamfähig sein. Schließlich besteht ein Film aus etlichen Frames, weshalb Digital Compositors an einer Produktion oftmals über lange Zeiträume in großen Teams arbeiten. Da bei DCs Elemente aus verschiedenen Abteilungen einer VFX-Produktion zusammenlaufen, ist auch die Fähigkeit zur Koordination ein wenig gefragt. Manche DCs sind daher 3D-Generalisten und verfügen über Kenntnisse oder gar Qualifikationen zu anderen Arbeitsschritten, die für VFX notwendig sind (Pipeline). Doch das ist nicht zwingend notwendig, um als DC tätig zu sein. Es kann aber durchaus hilfreich sein, wenn sie Bereiche der VFX-Pipline überschauen können und Teile davon zumindest in einem gewissen Rahmen beherrschen.
Zur VFX-Pipeline gehört beispielsweise das „Modelling“, bei dem VFX-Artists einzelne Charaktere oder Objekte im Computer generieren. Oder alles, was damit zu tun hat, diese Elemente in Bewegung zu setzen. Dies wird „Rigging“ genannt, wenn es um die Objekte im Einzelnen geht, und „Animating“, wenn mehrere dieser Objekte hinsichtlich ihrer Bewegung zusammengeführt und aufeinander abgestimmt werden müssen. Auch vom „Texturing“, bei dem kleine Details eine Rolle spielen, wie die polierte Oberfläche einer metallenen Rüstung, sollten DCs etwas verstehen, genau wie von stimmigen Lichtverhältnisse („Lighting“) und dem „Rendering“, bei dem der finale Videooutput produziert wird.
Wie bei vielen anderen Berufen ist beim Digital Compositing in erster Linie die Erfahrung entscheidend. Zudem bieten Hochschulen wie das Animationsinstitut der Filmakademie Baden-Württemberg eine umfassende Ausbildung und zahlreiche Möglichkeiten, um in der Filmbranche in diesem Bereich Fuß zu fassen.