Filmemachen ist Teamarbeit. Bis sie über die Leinwand oder den Bildschirm flimmern, wirken daran zahlreiche Personen mit. In allen Projektstufen fallen etliche Arbeitsschritte an, die zum Teil unabhängig voneinander erledigt werden müssen. Seien es Drehtermine, das Bereitstellen von Equipment oder Vertrags- und Budgetfragen – jede Filmproduktion benötigt Menschen, die den Überblick behalten. Diese Aufgabe übernehmen Producerinnen und Producer.
Als Projektmanagerinnen und -manager sind sie für das Gesamtprodukt verantwortlich, von den ersten Planungen bis hin zur Postproduktion. Producerinnen und Producer koordinieren und organisieren alle zur Realisierung des Filmprojekts nötigen Prozesse. Budget, Time, Quality – das sind, kurz gesagt, ihre wichtigsten Anliegen. Es geht folglich um das Einhalten budgetärer sowie zeitlicher Spielräume und darum, dass alle Teammitglieder gut zusammenarbeiten und gemeinsam ein optimales Ergebnis erzielt wird.
Wann werden wie viele Mitarbeitende wo gebraucht, um nahtlos und ohne Zeitverlust die notwendigen Schritte unternehmen zu können? Wie viel Geld ist nötig, um künstlerische Vorstellungen umsetzen zu können? Reicht das Budget und falls nicht, wo bekommt man zusätzliche Mittel her oder wie schafft man die Realisierung auch mit weniger? Welche Deadlines müssen eingehalten werden? Und was tun, wenn es irgendwo hakt? Dies sind nur ein paar der Fragen und Herausforderungen, denen Producerinnen und Producer in ihrem vielseitigen Alltag begegnen.
Obwohl sie meist im Hintergrund agieren, bestimmen Producerinnen und Producer oft nicht nur die Organisation eines Filmprojekts, sondern haben auch Einfluss auf die inhaltliche und künstlerische Ausgestaltung. In Produktionsfirmen wählen sie nicht selten als erste die Stoffe aus, deren Umsetzung sie dann mit ihren Kontakten und Planungen in die Wege leiten. So bringen sie beispielsweise Regieführende mit Drehbuchautorinnen und -autoren zusammen und wählen die Künstlerinnen und Künstler für die Umsetzung mit aus.
Für Animationsfilme, Games und Szenen mit visuellen Effekten (VFX) sind Producerinnen und Producer nötig, die über die spezifischen Arbeitsschritte und Anforderungen dieser Genres Bescheid wissen. Also über die sogenannte „Pipeline“ aus für Trickfilme und VFX notwendigen technischen und künstlerischen Abläufen. Die Pipeline von Animation-, Games- und VFX-Projekten ist neben besonders gearteten Drehs und der Stoffentwicklung vornehmlich von Computerarbeit bestimmt. Beispielsweise umfassen die Arbeitsschritte das Entwerfen von Charakteren und Objekten, ihre computergenerierte Verarbeitung („Modelling“) sowie das „Rigging“ oder „Animating“. Bei letzteren Prozessen geht es darum, wie die Figuren und Elemente zum Leben erweckt werden, beziehungsweise wie sie bewegt und hinsichtlich ihrer Bewegung zusammengeführt und aufeinander abgestimmt werden. Auch bildoptimierende und technische Prozesse sind relevant, etwa bezüglich der Details beim „Texturing“, der Lichtverhältnisse beim „Lighting“ oder des finalen Videooutputs beim „Rendering“.
Die Tätigkeiten der Animation- und VFX-Pipeline sind nicht selten zeitintensiv. Producerinnen und Producer achten hierbei etwa auf den Bedarf an Mitarbeitenden und notwendiges Equipment. Zudem überwachen sie unter anderem Deadlines, damit das Ineinandergreifen des Workflows einzelner Teammitglieder gewährleistet ist. Mitunter sind sie nach der Fertigstellung auch in die Vermarktung der jeweiligen Produkte involviert. Gerade in den Bereichen Animation, Games und VFX ist der Bedarf an Producerinnen und Producerinnen enorm hoch. Kaum ein Spiel-, TV- oder Werbefilm kommt heute ohne Effekte oder visuelle Optimierungen aus. Animierte Sequenzen sind ein immer gängigeres Stilmittel. Für deren professionelle Realisierung sind Fachkräfte unter den Producerinnen und Producern enorm wichtig, die die spezifischen Produktionsprozesse im Detail kundig verstehen und begleiten können. Auch in der Gamesindustrie sind zahlreiche Animation und Effects-Producerinnen und -Producer tätig.
Producerinnen und Producer von Animationsfilmen, Games und VFX sollten in erster Linie über Organisationstalent verfügen. In diesem Bereich sind Projekte meist personal- und zeitintensiv. Producerinnen und Producer koordinieren oft große Gruppen und managen zahlreiche Aufgaben innerhalb enger Zeitfenster.
Time Management-Skills sind wichtig. Es gilt, Aufgaben zu priorisieren, um Pipelines effektiv zu strukturieren. Analytische Fähigkeiten sind nötig, um Prozesse in ihrer Dimension einschätzen und sinnvoll planen zu können. Zudem sollten Producerinnen und Producer belastungsfähig sein, denn nicht selten fällt ein hoher Arbeitswand in kurzer Zeit an. Da oft Probleme bei der Produktion aus dem Weg geräumt werden müssen, ist auch Flexibilität und Originalität gefragt, sowie generell kritisches Denken beim Überprüfen der Prozesse. Dazu sollten sie künstlerische wie technische Arbeitsschritte verstehen und in Teilen auch selbst beherrschen. Für die Kalkulationen sind Kenntnisse in Computerprogrammen wie Excel hilfreich. Erfahrungen in Budgetierung und Projektmanagement aller Art sind bei ihrer Tätigkeit von Vorteil.
Neben einer Passion für Produkte der Film-, Werbe und Medienindustrie ist auch ein Sinn für gute kinematographische Ästhetik ein relevantes Skill von Producerinnen und Producern. Kreativität ist essentiell, etwa bei der Entwicklung von Inhalten und Geschichten. Wichtig ist ebenso ein Gespür für den Film- und Medienmarkt, um kommerzielle Erfolge von geplanten Produkten einschätzen zu können.
Die allerwichtigsten Skills von Producerinnen und Producern sind jedoch Menschenkenntnis und Kommunikationsfähigkeit. Im Team müssen sie stets persönliche Dynamiken und Befindlichkeiten im Blick behalten. Sie sind meist die ersten Ansprechpersonen, an die sich Teammitglieder wenden, wenn sie Probleme feststellen oder Schwierigkeiten auftreten. Producerinnen und Producer erteilen in den Produktionsfirmen außerdem Aufträge und besetzen Stellen. Hier gilt es, Fähigkeiten von Personen und Firmen beurteilen zu können, um Aufgaben zielgenau zu delegieren. Producerinnen und Producer müssen dazu über ein großes Netzwerk an Medienschaffenden und Kreativen verfügen. Es zählt mitunter zu ihren Aufgaben, Talente zu entdecken und durch Projekte entsprechend zu fördern.
Um eine Karriere in Animation- und Effectsproducing zu starten, ist vor allem Erfahrung in entsprechenden Bereichen der Film- und Medienindustrie nötig. Zudem bilden Hochschulen wie die Filmakademie Baden-Württemberg in Film Producing aus.
Am Animationsinstitut der Filmakademie gibt es die Möglichkeit, sich mit einem Aufbaustudiengang in Animation und Effects Producing zu spezialisieren. Voraussetzung hierfür ist ein wirtschaftswissenschaftliches Studium oder eine wirtschaftliche Ausbildung, vorzugsweise im Medienbereich. Die umfassende Ausbildung am Animationsinstitut verläuft praxisorientiert. Studierende betreuen während ihres Studiums zahlreiche Projekte, die an der Filmakademie produziert werden. In Teams übernehmen sie dabei die organisatorische Verantwortung der Produktion von Animationskurzfilmen, VFX- und Games-Projekten, Werbeclips sowie anderen Medienprodukten.
Dabei werden die Studierenden von international erfolgreichen Producerinnen und Producern begleitet. Praxiserfahrung sammeln sie durch die Projektarbeit sowie durch Workshops und individuelle Mentorings. Durch die FMX bekommen sie Kontakte in die Industrie, wodurch der erfolgreiche Berufseinstieg mit hoher Wahrscheinlichkeit gelingt.