Von Kurzfilmen zur Serie

Alumnus Christian Kaufmann über seine Arbeit als Generalist

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Christian Kaufmann fällt es schwer, einfach mal nichts zu tun. Ständig möchte er sich dem nächsten Projekt widmen und etwas Kreatives schaffen. Diesem Drang konnte er während des praxisnahen Studiums am Animationsinstitut zu Genüge nachgehen. Dort waren es in erster Linie Kurzfilme, jetzt arbeitet er beim Ludwigsburger Studio Soi an größeren Serien.

In folgendem Video befragten wir Christian gleich nach seinem Abschluss über seine Zeit am Institut und seine Zukunftspläne.

 

Christian Kaufmann zum Studium am Animationsinstitut

 

Der 29-jährige studierte Animation und realisierte zusammen mit seinen Kommiliton*innen mehrere Kurzfilme, bei denen er für gewöhnlich die Rolle des Regisseurs übernahm. Mit seinem Abschlussfilm TOWN HALL SQUARE erhielt der gebürtige Bonner 2022 dann sein Diplom. Herzlichen Glückwunsch!

 

Ein halbes Jahr später haben wir Christian nun erneut interviewt und in Erfahrung gebracht, wie es bei ihm läuft und ob er etwas aus seiner Studienzeit vermisst. Zudem erzählte er uns, wie er nach der Diplomvergabe gebührend feierte. Spoiler: Es kam zu ausgeprägtem Schnitzelkonsum. Viel Spaß!

 

Hallo Christian! An was arbeitest Du gerade?

Im Moment bin ich an der Produktion einer größeren Serie beteiligt. Ich darf allerdings noch nicht genauer sagen, was für ein Projekt das ist, aber es ist wirklich cool! Im Studium habe ich meistens Kurzfilme umgesetzt, daher ist die Mitarbeit an einer solchen Serie eine total neue Erfahrung. Der Arbeits- und Organisationsaufwand übertrifft den eines Kurzfilms bei Weitem. Ich finde es sehr beeindruckend, wie Studio Soi so ein großes Projekt strukturiert und umsetzt, und ich kann mir hier einiges abschauen. Insofern hat das Lernen auch lange noch nicht aufgehört!

 

Grundsätzlich arbeite ich im Studio als Generalist, bei der Serie bin ich gerade mit Lighting und Compositing beschäftigt. Ich hatte aber auch schon die Möglichkeit, im Rahmen eines Pitches an Konzepten mitzuarbeiten, und möchte mich in nächster Zeit vermehrt darauf konzentrieren. Die Aufgaben sind also sehr vielseitig. Durch die kleine Größe des Studios passiert es automatisch, dass wir uns ständig über die anderen Projekte, neue Animatics oder Drehbücher austauschen. Manchmal hat man vielleicht auch nur eine kleine Idee und läuft in den Nachbarraum, erzählt sie und plötzlich findet man sich in einer ausführlichen Diskussion dazu wieder. Danach macht man noch ein paar Witze und dann geht’s weiter.

An der Filmakademie waren es meistens Kurzfilme, jetzt arbeite ich an einer größeren Serie

Christian Kaufmann, Alumnus Animation

Das klingt danach, als wärst Du schon richtig im Berufsleben angekommen. Gibt es aber auch etwas aus Deiner Zeit am Animationsinstitut, das Du vermisst?

Ich denke auf professioneller Ebene wird es mir fehlen, so viel Zeit und Hilfe für die eigenen Projekte zu bekommen. Jeder und jede am Institut unterstützt deine Ideen und als Student kriegt man wirklich die Freiheit – und auch den Vertrauensvorschuss –, sich in diese Ideen hineinzustürzen. Das ist auf dem „realen“ Markt natürlich nicht mehr ganz so einfach, aber wir haben ja das Rüstzeug bekommen, uns dieser Herausforderung zu stellen.

 

Zu der professionellen Ebene kommt aber auch noch die persönliche hinzu. Es klingt jetzt vielleicht platt, aber das Animationsinstitut war in vielerlei Hinsicht mehr als „nur eine Hochschule”. Dadurch, dass der Campus so klein ist, lernt man sich sehr gut kennen. Damit mein‘ ich nicht nur die Studierenden, sondern auch die Mitarbeitenden und Dozierenden. Das Klima an der Schule ist geprägt von viel menschlicher Wärme, sodass das Institut durchaus ein kleines Zuhause war. Doch wie das so ist: Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man ausziehen muss! Dass dieser Moment so schön traurig war, zeigt nur, was für eine tolle Zeit wir am Animationsinstitut hatten.

Bei WILD WEST COMPRESSED führte Christian Regie

Verbunden damit ist natürlich die Tatsache, dass viele Freunde, die man an der Filmakademie gewonnen hat, in verschiedene Richtungen ziehen – so wie man selbst ja auch. Das ist richtig und wichtig, trotzdem bleibt der Eindruck, dass es sicherlich einmalig war, so intensive Freundschaften aufzubauen und diese auch noch so konzentriert an einem Ort zu erleben. Das macht mich sehr glücklich. Die Freundschaften bleiben aber natürlich bestehen. Man kommt – vorausgesetzt die Bahn spielt mit – jetzt halt ein bisschen mehr herum!

Was war das Erste, das Du nach dem Erhalt deines Diploms gemacht hast?

Um die Frage erst einmal wörtlich zu beantworten: Als Allererstes habe ich zusammen mit meinen Freunden hier im Campusrestaurant ein großes Wiener Schnitzel mit Pommes und Bratensauce gegessen! Möglicherweise gab‘s dazu auch ein, maximal zwei Bierchen, mit denen wir zusammen auf die vergangenen sechs Jahre Studium in Ludwigsburg angestoßen haben.

 

Dann war erst einmal ein bisschen Pause angesagt. In den darauffolgenden Wochen habe ich endlich mal wieder Freunde und Familie in der Heimat besucht. Im Nachgang der intensiven Arbeit an unserem Diplomprojekt war das eine schöne Abwechslung. Wir hatten zwar unseren Film sehr gut geplant und deshalb auch nie wirklich schlimmen Stress, trotzdem schwirrt ein so großes Projekt einem ja dauernd durch den Kopf. Welche Probleme stehen gerade an? Was muss fertig sein, damit die nächsten Arbeitsschritte getan werden können? All solche Sachen. Ich denke, das ist einfach so, wenn man eine eigene Idee mit so viel Mühe und Zeitaufwand hochzieht. Immerhin waren wir am Ende dann zwei Jahre mit unserem Diplomfilm beschäftigt. Wichtig ist mir zu sagen, dass sich diese Situation nie wie Stress angefühlt hat. Es war eher so, dass es uns allen im Team einfach sehr wichtig war, dass unser Kurzfilm so wird, wie wir ihn uns wünschen! Umso mehr tat es dann aber gut, nach diesem riesigen Projekt mit einem freien Kopf nach Hause und in den Urlaub zu fahren, um einfach mal den warmen Sommer zu genießen.

 

 

Diplomprojekte Animation 2022

Die Präsentation zu Christians Diplomprojekt beginnt bei 18:20.

Wie ging es nach dem Urlaub weiter? Wie lief der Umstieg ins Berufsleben?

Wenn ich mich jetzt des Business-Sprechs bedienen würde, hatte ich wohl das, was man allgemeinhin eine „Smooth Transition“ nennt. Zwischen meiner Diplomprüfung und meinem ersten Arbeitstag lagen im Endeffekt vielleicht fünf oder sechs Wochen. Das war mir aber auch sehr recht, weil ich es in der Regel nicht lange aushalte, nichts zu tun. Meistens kommt bei mir nach ein, zwei Wochen das Gefühl hoch, dass ich etwas Sinnvolles und Kreatives mit meiner Zeit anfangen möchte. Der Übergang war also perfekt.

 

Ich hatte schon während meines letzten Semesters Kontakt mit einigen Studios und bin letztendlich erstmal in Ludwigsburg geblieben, um hier bei Studio Soi anzudocken. Studio Soi ist ein kleines Animationsstudio, das 2003 von einigen ehemaligen Studenten des Animationsinstituts gegründet wurde. Studio Soi produziert vor allem Serien und kurze bis mittellange Filme für Kinder. Das bekannteste Werk ist dabei wahrscheinlich die animierte Umsetzung von dem Kinderbuch „Der Grüffelo“.

Die Umstellung von der Uni hin ins Studio fiel mir auch wirklich nicht schwer. Neben den Gründern arbeiten bei Soi einige Leute, die ebenfalls an der Filmakademie studiert haben. Irgendwie hängt deshalb auch die entspannte Atmosphäre des Animationsinstituts in den Räumlichkeiten von Soi, sodass man manchmal das Gefühl bekommt, man sitze in einem der Projekträume. Sogar die Architektur des Studios ist fast dieselbe wie an der Filmakademie. Also war der Einstieg ins Berufsleben sehr angenehm.

 

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