Vom Dinomaniac zum VFX-Olymp

Alumni im Portrait: Andreas Feix

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Andreas Feix ist Alumnus des Animationsinstituts und arbeitet heute in London als Digital Compositor bei Industrial Light & Magic, der weltweit wichtigsten Produktionsfirma für 3D-Computeranimation und Visuelle Effekte. Bereits während seines Studiums arbeitete er an großen VFX-Produktionen und wagte nach seinem spektakulären Abschlussfilm den Sprung auf die Insel.

 

 

Als Kind war Andreas Feix ein großer Dinosaurierfan und hegte den Traum, irgendwann einmal Paläontologe zu werden. Er wuchs im beschaulichen Hegau nahe des Bodensees auf, als gerade die ersten Filme von Steven Spielbergs „Jurassic Park“ und die legendäre BBC-Doku-Reihe „Dinosaurier – Im Reich der Giganten“ eine weltweite Dinomania auslösten. Andreas begann sich bald zu fragen, wie in solchen Filmen die Urzeitkreaturen eigentlich erschaffen werden. Je mehr er sich damit beschäftigte, wich allmählich sein Berufswunsch des Saurierforschers der Überlegung, einmal selbst als Filmregisseur solche Saurierpuppen in Szene zu setzen. Zugleich wurden die Spezialeffekte im Kino, etwa mit der „Der Herr der Ringe“-Saga, immer spektakulärer.

Als der Spielzeugwarenhersteller Lego dazu aufrief, mit Stop-Motion-Technik kleine Filmchen mit Legofiguren zu drehen und sie im Internet hochzuladen, kam Andreas erstmals mit der Welt der Animation in Berührung. „Aus heutiger Sicht war die Qualität der Videos ziemlich schlecht“, schmunzelt er heute darüber.

 

Mittlerweile lebt Andreas Feix in London und arbeitet dort seit 2017 als Digital Compositor. Er war die vergangenen Jahre für unterschiedliche VFX-Firmen tätig, regelmäßig arbeitet er etwa für Industrial Light & Magic (ILM). Die Firma gilt unter VFX-Künstlerinnen und -Künstler als eine Art Olymp. 1975 wurde sie von Star Wars-Regisseur George Lucas gegründet und setzt seitdem im Bereich Visueller Effekte und der Computeranimation immer wieder neue Maßstäbe. Andreas wirkte bei ILM und bei anderen Londoner Produktionshäusern an einigen der weltweit erfolgreichsten Spielfilmproduktionen mit VFX der vergangenen Jahre mit, unter anderem an „Transformers: The Last Knight“, „Jurassic World“, „Der König der Löwen“, „Mandalorian“, „The Rise of Skywalker“, „The Last Jedi“, Marvels „Black Widow“ oder dem neuen James Bond „No Time to Die“.

 

 

Erste Erfahrungen bei Stuttgarter VFX-Schmieden

Andreas Karriere in der Branche begann eine ganze Weile nach seinen ersten filmischen Gehversuchen mit Legobausteinen. Nach seinem Zivildienst entschied er sich 2008 im Alter von 19 Jahren nach Stuttgart zu ziehen und ein Praktikum bei Unexpected zu machen. Die Produktionsfirma kreiert 3D- und VFX-Werbefilme für große internationale Marken und zählt in der deutschen Werbefilmbranche auf diesem Feld zu einem der wichtigsten Player. Hier lernte er innerhalb eines Jahres erstmals die Kunst und die Arbeitsprozesse der 3D-Animation und der visuellen Effekte für Realfilme in einem professionellen Umfeld kennen.

 

Unexpected wurde von Alexander Kiesl gegründet, der einst Animation und Visual Effects am Animationsinstitut der Filmakademie Baden-Württemberg studiert hatte. Schon während der Schulzeit hatte Andreas Feix ebenfalls mit dem Gedanken gespielt, in diesem Bereich ein Studium an der Filmakademie zu absolvieren. Das Praktikum bei Unexpected festigte schließlich den Entschluss. Ab 2009 war er dort in der Studienvertiefung Animation mit einem Fokus auf VFX eingeschrieben.

 

Bei Unexpected konnte er weiter als Freelancer mitarbeiten und sich so sein Studium finanzieren. Bei Werbefilmen blieb es aber in seinem Portfolio nicht. 2011 half er im Rahmen seines Studiums bei den VFX des Horrorfilms „Bela Kiss: Prologue“ mit. Später zog es ihn für das sogenannte Urlaubsjahr, in dem Studierende des Animationsinstituts für ein Jahr praktische Erfahrungen in der Filmbranche sammeln können, zur deutschen VFX-Schmiede Pixomondo in Stuttgart. Dort arbeite er unter anderem an den Effekten der HBO-Serie Game of Thrones. Auch danach wirkte Andreas weiter an GOT mit, nämlich als Freelancer für die Stuttgarter Produktionsfirma Mackevision, die für ihre Arbeit an der Serie mit einem Emmy ausgezeichnet wurde.

 

 

Preisgekrönter Diplomfilm mit spektakulären Bildern und Effekten

Währenddessen schleifte er am Animationsinstitut weiter an seinen Skills. Durch die projektbasierte Ausbildung arbeite er an einigen Studierendenfilmen mit und drehte hier schließlich als Regisseur seinen eigenen Diplomfilm, den er 2015 veröffentliche. In Citipati huldigte Andreas mit atemberaubenden VFX seiner alten Dinosaurier-Passion. Der Film handelt vom Schicksal eines Sauriers, als der Meteorit die Erde trifft, der ihn und seine Artgenossen für immer ausrotten wird.

 

Die überaus realistischen Bewegungen und Texturen des Tiers, der Einschlag und die Explosionen des Meteorits, der Todeskampf des Citipatisauriers – der gänzlich computergenerierte sechsminütige Film ist ein Meisterwerk an Bildern und Effekten, das mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde, unter anderem mit dem VES Award für „Outstanding Visual Effects in a Student Project“ und als „Best Student Project“ bei den Annie Awards.

Das Mentoring am Animationsinstitut verhilft zum Sprung auf die Insel

Kurz vor dem Ende seines Studiums ergab sich für Andreas die Gelegenheit, am Animationsinstitut seine Arbeiten einigen 3D-Artists von der Moving Picture Company (MPC) zu präsentieren. Denn das Institut sorgt regelmäßig dafür, dass seine Studierenden auf Personen treffen, die bereits erfolgreich in der Filmbranche tätig sind. Diese Mentoren und Mentorinnen wiederum schauen sich dabei in Ludwigsburg gerne nach Nachwuchskräften um. Die Vertreter von MPC, einer großen Produktionsfirma für VFX und Computeranimation in London, waren von Andreas Arbeiten beeindruckt und boten ihm nach seinem Diplom einen Job an.

 

„Den Schritt nach England zu schaffen, war eine große Chance für mich“, betont Andreas, „zwar holt Deutschland in Sachen VFX und Animation in den vergangenen Jahren immer mehr auf, doch was im Vergleich dazu im UK an Werbung und Filmen produziert wird, ist schon nochmal eine Nummer größer“.

Bei MPC war er daraufhin in unterschiedlichen Tätigkeiten an Dutzenden Werbespots beteiligt, mitunter federführend an preisgekrönten Werbeclips. Nach eineinhalb Jahren wagte er den nächsten Schritt und bewarb er sich bei der Londoner Produktionsstätte von ILM. „Ich habe es einfach mit einer Initiativbewerbung versucht“, erinnert er sich. „Ich hatte das Glück, dass damals ein Werbespot für ein Kaufhaus, den ich gemacht habe, viel Publicity hatte und mehrere VES-Awards gewann.“ So klappte es schließlich.

 

 

ILM’s System der perfekten Illusion für die Kinoleinwand

Seitdem ist Andreas regelmäßig als Digital Compositor für ILM tätig. Je nach Auftragslage arbeitet er auch bei anderen VFX-Firmen, etwa an Projekten für Framestore. Als DC arbeitet er meist fest an einem Projekt, nur selten überlappen sich bei seiner Tätigkeit mehrere Filme. Meist liegen täglich einige Shots in seiner Verantwortung, je nach Komplexität 6 bis 12 Aufnahmen, deren Bearbeitung sich über wenige Tage oder auch sogar mehrere Wochen erstrecken kann.

 

Dabei gilt es stets, den Look aller Szenen und Figuren sowie generell das technische Vorgehen im Team abzustimmen. Dies geschieht in täglichen Meetings und Szenenpräsentationen. „Die Arbeit an den Aufnahmen ist so aufgeteilt, dass jede Szene von mehreren Personen bearbeitet und geprüft wird“, erklärt Andreas. Die Idee sei, so eine hundertprozentige Kontrolle über die Stimmigkeit der Gestaltung zu bekommen. Auch grundsätzlich fertig bearbeitete Szenen würden etliche Male geprüft, um Fehler zu vermeiden und sie immer weiter zu optimieren, bis die perfekten Bilder für die Kinoleinwand stehen.

 

Die Komposition von wenigen Filmminuten kann dabei durchaus ein paar Monate dauern. An einem opulenteren Spielfilmprojekt, wie beispielsweise Jurassic World, arbeiten etwa mehrere hundert Personen, um die 50 davon seien Digital Compositors. „Wie lange eine Produktion dauert, hängt meist davon ab, ob es sich um einen Realfilm mit VFX handelt oder um komplett animierte Filme, sowie von den spezifischen Anforderungen, die von den Projekten gestellt werden“, erzählt der VFX-Spezialist. Ein Film mit „unsichtbaren Effekten“ beziehungsweise reduzierten Eingriffen mag vielleicht nur für wenige Monate in Bearbeitung sein. König der Löwen benötigte dagegen beispielsweise insgesamt rund drei Jahre, von denen er persönlich jedoch nur sieben Monate mit beteiligt war.

 

 

„Am Animationsinstitut werden Talente gestärkt“

„Das Studium am Animationsinstitut hat mich gut auf meine jetzige Tätigkeit vorbereitet“, betont er. Auch wenn viele Skills ebenso in der Praxis bei den VFX-Firmen erlernt werden könnten, habe ihm vor allem die Teamarbeit an den Studierendenprojekten, die oft im Austausch mit anderen Abteilungen der Filmakademie erfolgt, hilfreiche Einblicke in alle Facetten des Filmschaffens gegeben. Auch dass man im Grundstudium Dinge wie Kameraführung kennenlernt, bringe ihm bis heute viel. Zudem wäre es ohne das Animationsinstitut sicher schwieriger gewesen, die richtigen Kontakte für den Sprung auf die Insel zu knüpfen.

 

Studierenden am Animationsinstitut rät er, in ihrem Studium so viel wie möglich künstlerisch auszuprobieren, denn selten genieße man sonst im Filmbusiness so viele Freiheiten. Außerdem biete das Studium eine gute Gelegenheit, seine Talente zu stärken und zu entwickeln. Und hinsichtlich der eigenen VFX- und Animationsprojekte, die grundsätzlich arbeitsintensiv und gerade in den kleinen Studierendenteams manchmal kaum zu bewältigen erscheinen, empfiehlt er: „Mir hat es immer geholfen, große Probleme auf mehrere kleine Probleme runterzubrechen“. Geschadet hat diese Strategie bei seiner Karriere offensichtlich nicht.

 

 

Erfahre mehr über Andreas Feix auf seiner Website.

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