Erfahrungen, die weiterbringen

Austausch am Animationsinstitut

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Studierende sollen am Animationsinstitut im Laufe ihres Studiums so viele Erfahrungen wie möglich sammeln. Unter anderem gibt es daher für sie die Option, ein Mobilitätsjahr einzulegen. Manche nutzen diese Möglichkeit, um ihre praktischen Kenntnisse zu erweitern, etwa indem sie ein Praktikum machen und mit Blick auf ihre künftige Karriere bei Firmen der Branche Fuß fassen. Andere gehen an eine Hochschule ins Ausland.

 

Kooperationen mit Partnerschulen rund um den Globus

In der Regel finden diese Auslandsaufenthalte im Rahmen bilateraler Kooperationen mit Film- und Kunsthochschulen statt und beruhen auf gegenseitigem Austausch. Studierende des Animationsinstituts verbringen dabei ein Semester an einer Schule im Ausland und von dort kommen Studierende nach Ludwigsburg, um an Workshops und Seminaren teilzunehmen oder innerhalb studentischer Teams an Projekten mitzuarbeiten. Für Austauschprogramme verfügt das Animationsinstitut über ein Kooperationsnetzwerk an Partnerschulen rund um den Globus.

 

Darauf konnte auch Harald Dieterichs zurückgreifen. Der Animationsstudent ist im Wintersemester 2021/22 an der MoPa L’ecole internationale du cinéma d‘animation im französischen Arles. „Mir ging es vor allem darum, die kulturelle Erfahrung mitzunehmen“, erzählt Harry, „ich wollte in Frankreich mal ein Projekt machen und erleben, wie man hier zusammenarbeitet und animiert.“ Schließlich beeinflusse auch die Sprache, wie man kreativ denke und konzipiere. Das Land habe zudem eine besondere Tradition im Bereich Comic und Animation, die ihn interessiere.

Die Schule in Arles suchte er sich wegen ihrer Ausrichtung aus. Die MoPa ist rein auf 3D Animation spezialisiert und nicht wie das Animationsinstitut zudem auf Visuelle Effekte, Produktion, Interaktive Medien, Technical Directing und viele weitere Animationstechniken wie Stop Motion. Erst hatte sich Harry, der ursprünglich eine Ausbildung zum Kommunikationsdesigner gemacht hat und sich nun im dritten Jahr seines Studiums am Animationsinstitut befindet, auch mit visuellen Effekten beschäftigt. Mittlerweile interessieren ihn vor allem 3D-Animation und Character Animation, also wie durch Animationstechniken Figuren bewegt und zum Leben erweckt werden.

Auslandsaufenthalte trotz Pandemie

Den Plan, eine gewisse Zeit seines Studiums im Ausland zu verbringen, hatte er schon länger. „Eigentlich wollte ich nach Kanada, wo viele wichtige Firmen sitzen“, so Harry weiter. Da hätten allerdings die Einreisebeschränkungen wegen der Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Das ist mir dann gleich nochmal passiert“, erzählt er weiter, „ich wollte eine dreiwöchige Summerschool in Moskau machen – da ging es um ein zweimonatiges Austauschprojekt der Filmakademie.“ Doch auch hier, sechs Tage vor seinem Flug, wurde alles wegen des Infektionsgeschehens abgeblasen.

 

Umso glücklicher ist er darüber, dass es mit Arles schließlich geklappt hat. Um den Austausch zu organisieren, wandte sich Harald an die Abteilung Internationalisierung am Animationsinstitut. Sie stellte den Kontakt zur MoPa her, die ohnehin, etwa durch den Schoolcampus der FMX, eine der Partnerschulen des Animationsinstituts ist. Dort fand sich dann mit Théophile Farant ein Student, der ebenfalls ins Ausland wollte. Und so ließ sich der Austausch verwirklichen. Unterstützt wird Harry bei seinem Auslandsaufenthalt durch ein Stipendium der Baden-Württemberg Stiftung.

Erweiterung der Skills durch Auslandsaufenthalte

„Ich wollte eigentlich nach Rom, weil ich das italienische Kino sehr liebe“, erzählt Théophile, „das Animationsinstitut kannte ich zuerst gar nicht. Doch als ich gesehen habe, auf welchem Niveau dort Projekte von Studierenden umgesetzt werden und welche Möglichkeiten es in der Ausbildung gibt, war ich so beeindruckt, dass ich nach Ludwigsburg statt nach Rom ging.“

 

Insbesondere kann Théo hier seine Skills im Bereich VFX in Realfilmen erweitern. Dazu nahm er als Austauschstudent am Set Extension Workshop (SEW) teil. In dem Kurs erlernen Studierende aus den Filmakademie-Studienbereichen Bildgestaltung / Kamera, Szenenbild sowie den Studienvertiefungen Animation und VFX des Animationsinstituts gemeinsam State-of-the-Art-Techniken, mit denen virtuelle und reale Sets und Bildteile kombiniert werden können. Während des SEW entsteht ein VFX-Kurzfilm. Théo wurde innerhalb des Projektteams schließlich sogar zum Regisseur des Films gewählt. „Es ist wirklich eine Supererfahrung für mich, die Regie bei dem Projekt zu übernehmen“, sagt er. Zudem hebt er hervor, dass beim SEW-Filmdreh eine LED-Bildschirmwand zum Einsatz kommt. „Es ist unglaublich, dass Studierende am Animationsinstitut derart neue Tools ausprobieren und damit drehen können“, findet der französische Austauschstudent.

Auch der Studienort Ludwigsburg und die nahegelegene Großstadt Stuttgart gefallen dem gebürtigen Pariser sehr gut. Er hat mit Harry die Wohnungen getauscht. Théo zog während des Semesters in dessen Wohngemeinschaft in Ludwigsburg, während Harry in Arles in Théos Einzimmerwohnung lebt. Harry mag Arles, die uralte Stadt in der Provence, ebenfalls: „Die Stadt selbst ist schön, nur sehr touristisch. Besonders gefällt mir das Umland, dort kann man gut wandern und klettern.“

 

Beide verbringen die meiste Zeit jedoch mit der Arbeit an ihren Studierendenprojekten. Harry hat sich für seine Zeit in Frankreich vorgenommen, sich Kenntnisse der Software Maya anzueignen. „In meinem Studienjahr am Animationsinstitut hat sich keiner auf Maya spezialisiert, die MoPa ecole hingegen hat sich alleinig für eine Ausbildung in Maya entschieden“, berichtet Harry. Die Lehrweise und die Organisation des Unterrichts an der MoPa unterscheide sich zum Teil sehr stark von der der Filmakademie. An der MoPA gibt es mehr Programmschulungen oder schulähnlichen Unterricht als in Ludwigsburg, dafür wird am Animationsinstitut mehr nach dem Prinzip „learning by doing“ gelehrt. Die Theorie mündete auch an der MoPA in der Bildung von Projektteams, die gemeinsam an einem 30sekündigen Kurzfilm arbeiten.

Internationaler Austausch prinzipiell auf der ganzen Welt möglich

Studierende des Animationsinstituts können in ihrem Mobilitätsjahr an einer der Kooperationsschulen der Filmakademie im Ausland ein Semester verbringen. „Wir versuchen, die Wünsche der Studierenden so weit wie möglich zu berücksichtigen“, erklärt Tina Ohnmacht, die Leiterin des International Network am Animationsinstitut. „Besteht Interesse an einem Austausch mit einer Hochschule im Ausland, dann versuchen wir, eine Kooperationsvereinbarung zu treffen.“ Es gebe bereits durch die FMX und die Talentförderinitiative Animation Sans Frontières (ASF) intensive Kooperationen mit Animations- und VFX-Schulen, die Interessierte oft für einen Austausch nutzten, „doch prinzipiell ist vieles möglich“.

 

Die Kooperation mit der MoPa kam erst mitten in der Pandemie zustande. In den vergangenen Jahren seien neben der traditionsreichen GOBELINS l'École de l'image in Paris etwa das dänische Computerspiele-Entwicklungs-Programm DADIU beliebt gewesen. Da es in Australien mehrere bekannte Firmen der Branche gibt, hätten sich bereits einige Studierende für Work’n’Travel-Aufenthalte in Australien entschieden. Das hätte jedoch zuletzt die Corona-Situation erschwert.

 

Laut Ohnmacht bietet sich vor allem das Wintersemester für Austausche an. Da hätten die Auslandstudierenden am Animationsinstitut die Möglichkeit, wie Théo den Set Extension Workshop mitzumachen. Auch das AniFilm/AniPlay Modul ist offen für Studierende aus dem Ausland. Hier entwickeln und realisieren die Studierenden im dritten Jahr einen Animationsfilm sowie eine interaktive Experience. Doch es kam auch schon zu einigen Projektkooperationen, bei denen Studierende aus dem Ausland im Team eines Diplomfilms eine bestimmte Rolle übernahmen und so praktische Erfahrung sowie eine Projektmitarbeit für ihr Portfolio mitnehmen konnten.

„Dem Animationsinstitut ist es wichtig, seine Studierenden dabei zu fördern, an anderen Orten Neues zu lernen und spannende Erfahrungen zu machen“

Dr. Tina Ohnmacht, Leitung & Koordination International Network Animationsinstitut

Das Animationsinstitut – ein Hafen für Talente aus aller Welt

Das International Office unterstützt die Austauschstudierenden auch über die Organisation hinaus. So empfahl Ohnmacht beispielsweise Harry, sich für ein Stipendium der Baden-Württemberg-Stiftung zu bewerben, das studentische Mobilität an der Filmakademie finanziell unterstützt. Das bekam Harry dann tatsächlich. Die Abteilung Internationalisierung unterstützt die Studierenden auch durch die Organisation von Deutschkursen. Théo hatte zwar vor seinem Aufenthalt am Animationsinstitut geplant, sein Deutsch zu verbessern, doch schließlich blieb ihm dafür durch die Projektarbeit wenig Zeit: „Die Dozierenden sprachen im Kurs ohnehin englisch und auch alle Studierenden sprechen es sehr gut. Daher war es dann zum Glück für mich nicht nötig, gut deutsch zu können.“

 

Ob durch fachliche Weiterbildung oder die Erfahrung interkultureller Zusammenarbeit, laut Tina Ohnmacht profitieren die Studierenden immer in irgendeiner Art von ihren Austauschen. „Dem Animationsinstitut ist es wichtig, seine Studierenden dabei zu fördern, an anderen Orten Neues zu lernen und spannende Erfahrungen zu machen“, erklärt sie, „sei es an Hochschulen oder bei internationalen Firmen der Branche durch betriebliche Praktika.“ Das bringe die Studierenden für ihre zukünftigen Tätigkeiten in jedem Fall weiter. Zugleich sei das Animationsinstitut ein Hafen für Talente aus aller Welt, die hier in studentischen Teams mitarbeiten und an Workshops und Seminaren teilnehmen. „Den Talenten, die in Ludwigsburg eine gewisse Zeit studieren möchten, wollen wir beste Bedingungen bieten.“

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