Forschung, Innovationen und die unendlichen Möglichkeiten der virtuellen Produktion

campus

Wie Technical-Directing-Studierende des Animationsinstituts die neusten Standards in der Film- und Medienproduktion mitgestalten.

 

Technical Directors sind bei Filmproduktionen für die technische Ausstattung zuständig. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die bestmögliche technologische Infrastruktur für die Umsetzung filmischer Ideen bereitzustellen. Sie bilden also die Brücke zwischen Kunst und Technologie.

 

Das akademische Feld des Technical Directing (Technische Regie) beschäftigt sich damit, die Produktionswerkzeuge und Methoden zu verbessern, mit denen Filme und andere Medienprodukte kreiert werden. Im Blickpunkt stehen dabei neuste technologische Entwicklungen, die für eine Anwendung in der Medien- und Unterhaltungsindustrie nutzbar gemacht werden können.

 

Hier gibt es zahlreiche Anwendungsfelder. Dabei gilt die Film- und Medienwelt als überaus innovativ. Schon bei der digitalen Transformation zählte sie zu den frühen Pionieren. Seit Jahrzehnten kommen bei fast allen Produktionen komplexe Soft- und Hardwaresysteme zum Einsatz.

LED Wall Workshop 2021

Verbindung von Game und Film: Die Virtual-Production-Revolution

Technical Directors spielen auch bei dem Innovationsschub eine zentrale Rolle, der derzeit im Film- und Medienbereich stattfindet und die filmischen Möglichkeiten in bemerkenswerter Weise erweitert. Dabei handelt es sich um das Feld der virtuellen Produktion (engl. Virtual Production), die eine der tiefgreifendsten Veränderungen mit sich bringt, die es bei der Produktion von Film und Video je gab.

 

Kurz zusammengefasst, verschmelzen bei Virtual Productions reale Aufnahmen mit digital erzeugten Bildern, und zwar in Echtzeit. Zuvor wurden digitale Bilderwelten mit echten Darstellern nur in aufwendigen Postproduktionsprozessen erstellt. In der virtuellen Produktion hingegen geschieht das alles direkt bei der Inszenierung.

 

Ermöglicht wird dies durch virtuelle Kulissen, die auf hochauflösenden LED-Wänden dargestellt werden, sowie durch Fortschritte bei der Echtzeit-(Game-)Technologie. Die sogenannten Gameengines sind heute so leistungsstark, dass sie ein fotorealistisches Rendering in Echtzeit mit den LED-Wänden erlauben. Die Kombination beider Welten geschieht mithilfe von (volumetrischen) Kamera- und Trackingverfahren.

 

 

Virtual Production verändert die Produktionsweise in kreativer Hinsicht gravierend. Unter anderem hat die Regie eine bessere Kontrolle über die filmische Welt. Dazu sinken die Produktionskosten, etwa durch ein weit weniger aufwendiges Rendering oder weil durch mehr Studioaufnahmen keine Reisekosten anfallen. In einer kürzlich publizierten Studie konnte die Filmakademie außerdem darstellen, dass virtuelle Produktionsverfahren einen erheblichen Beitrag zur Senkung des Energiebedarfs bei Filmproduktionen mit VFX Anteilen leisten können (link). Auch das Feld von Extended Reality (XR) Anwendungen erfährt dadurch einen riesigen Schub. (Lies hier mehr über die LED-Technologie).

 

Virtual-Production-Expertise am Animationsinstitut

Mittlerweile ist die Arbeit mit solchen LED-Screen-Studios längst keine Zukunftsmusik mehr. Überall auf der Welt gibt es immer mehr Produktionsstätten, die sich auf virtuelle Produktion spezialisiert haben. Zahlreiche Film- und Werbeproduktionen wurden damit bereits gedreht.

 

Zugleich steigt in der Industrie der Bedarf an Technical Directors, die sich mit virtueller Produktion auskennen. Das Animationsinstitut bildet seit Jahren Filmschaffende im Bereich Technical Directing aus. Die Ausbildung ist eng mit der Abteilung Forschung und Entwicklung (R&D) des Instituts verknüpft. Die R&D des Animationsinstituts gilt europaweit als eine der wichtigsten Forschungsstätten für den Film- und Medienbereich.

 

Gerade am technologischen Durchbruch von virtuellen Produktionsmöglichkeiten hat die R&D einen nicht unerheblichen Anteil. Wichtige Forschungen unternahm sie beispielsweise in der Entwicklung von Open-Source-Software für virtuelle Produktionen oder zur Optimierung der Real-Time-Pipelines.

 

 

Beteiligung an bahnbrechenden Forschungskooperationen

Das Animationsinstitut wurde dadurch zu einem Zentrum für die Forschung und Weiterentwicklung der virtuellen Produktionstechnologie. Dies verdeutlicht unter anderem die Beteiligung der R&D an einem E.U.-finanzierten Forschungs- und Innovationsprogramm.

 

Das Programm nennt sich MAX-R (Mixed Augmented and eXtended Reality Media Pipeline) und hat zum Ziel, „eine vollständige Pipeline von Tools zur Erstellung, Verarbeitung und Bereitstellung von XR-Inhalten in maximaler Qualität in Echtzeit zu definieren, entwickeln und demonstrieren“.

 

 

Im Rahmen von MAX-R arbeitet das Animationsinstitut mit einer illustren Gruppe von Unternehmen und anderen Forschungseinrichtungen zusammen. Teilnehmende Filmhochschulen sind neben der Filmakademie Baden-Württemberg die Pompeu Fabra Universität (Barcelona), die das Projekt koordiniert, sowie die Hasselt University (Belgien).

 

Dazu sind sieben europäische Medienunternehmen an MAX-R beteiligt: Der Filmausrüster Arri, der bereits mehrere Mixed-Reality-Studios betreibt, die BBC (British Broadcasting Cooperation), die ihre virtuellen Studio- und Metaverse-Möglichkeiten erweitern möchte, der Anbieter von virtuellen Set-Lösungen Brainstorm, die Performing-Arts-Pioniere von CREW, die Live-Visuals-Experten von Disguise, der Postproduktionsspezialist FilmLight, das Softwareunternehmen Foundry (Nuke) und der Spezialist für Metaverse-Welten Improbable. (Lies hier mehr über MAX-R)

 

Die an MAX-R beteiligten Unternehmen und Universitäten werden zweifellos die Zukunft der Medien- und Unterhaltungsindustrie in Europa entscheidend prägen.

Die TD-Studierenden können sich aktiv in die Projekte des Programms einbringen, indem sie ihre eigene Forschungstätigkeit entsprechend ausrichten

Prof. Volker Helzle, Leiter R&D

Beste Karriereaussichten für TDs mit Knowhow in Virtual Production

Der leitende Ingenieur der R&D Simon Spielmann betont, dass das Animationsinstitut durch den Austausch von Knowhow mit so angesehenen Partner*innen im Mittelpunkt der Entwicklung von Industriestandards steht. „Bei MAX-R können wir unsere langjährige Erfahrung in Virtual Production einbringen, die auf Forschungsprojekten wie SAUCE oder Dreamspace aufbaut, und so zur Weiterentwicklung der Technologie beitragen. Auch unsere Forschung zu KI-basierten Machine-Learning-Tools für die Charakteranimation spielt da mit rein“, so Spielmann.

 

Vor allem die Studierenden der Studienvertiefung Technical Directing werden von der Beteiligung des Animationsinstituts an MAX-R profitieren. „Die TD-Studierenden können sich aktiv in die Projekte des Programms einbringen, indem sie ihre eigene Forschungstätigkeit entsprechend ausrichten“, unterstreicht der Leiter der R&D Volker Helzle.

 

Für Spielmann und Helzle ist das TD-Studium und die Ausbildung zum/zur Experten/Expertin für virtuelle Produktion derzeit eine der aussichtsreichsten Karriereoptionen, die man im Filmgeschäft einschlagen kann, da die Branche derzeit weltweit nach Fachkräften auf diesem Gebiet sucht.

 

Das beweist auch die Tatsache, dass die Studierenden des Animationsinstituts der Fachrichtung Technical Directing mit Expertise in Virtual Production bereits während ihrer Mobilitätsjahre erfolgreich in der Branche tätig sind.

 

Ein Beispiel ist der Student Vincent Maurer, der zuerst im Hyperbowl-Studio arbeitete und später als Real Time TD bei Industrial Light & Magic, dem berühmten Pionierunternehmen für visuelle Effekte und virtuelle Produktion.

 

„Der Austausch von Knowhow mit einflussreichen Partner*innen im Rahmen von MAX-R bedeutet auch, dass das Animationsinstitut seinen Studierenden den direkten Kontakt zu Branchenakteuren vermitteln und ihnen damit interessante Karrierewege eröffnen kann“, stellt Spielmann fest.

Ausbildung an der Filmakademie mit State-of-the-Art-Technologie

Durch die Forschungstätigkeit der R&D fanden die Möglichkeiten der virtuellen Produktion auch früh Eingang in das Curriculum des Animationsinstituts. So steht den Studierenden seit 2020 im Rahmen des Set Extension Workshop (SEW) ein LED-Wall-Studio zur Verfügung. (Lies hier mehr über den SEW).

 

Diese virtuelle Produktionsumgebung kommt auch immer mehr in studentischen Filmproduktionen der Filmakademie zum Einsatz. In den letzten Jahren entstanden damit hochkarätige Projekte, wie der Pilot zum Serienkonzept CYBERCITY LOVESTORY, der die Grenzen zwischen Film und Gaming verschiebt.

 

 

Dies kommt der praktischen Erfahrung von Technical-Directing-Studierenden im Umgang mit Virtual Production zugute. Neben ihrer Forschungsarbeit sind sie während ihres Studiums innerhalb von Projektteams für die technische Umsetzung von mehreren Produktionen zuständig.

 

„Studierende aller Fachrichtungen an der Filmakademie sind sehr an Virtual Production interessiert und wollen sie zunehmend in ihren Projekten einsetzen“, stellt Spielmann fest. Er deutet das als weiteres Zeichen dafür, dass sich diese Technologie in der Filmszene immer mehr durchsetzt.

 

Die R&D sorgt daher auch dafür, dass die Talente der Filmakademie vermehrt mit der Technologie in Berührung kommen. Beispielsweise mit dem Filmakademie XR Day, bei dem sie der gesamten Hochschule neben anderen Technologien die Möglichkeiten von virtuellen Produktionen vorstellt.

Studierende aller Fachrichtungen an der Filmakademie sind sehr an Virtual Production interessiert und wollen sie zunehmend in ihren Projekten einsetzen

Simon Spielmann, leitender Ingenieur R&D

Zudem kooperiert im Jahr 2022 die R&D mit der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg, die ihren Schauspielstudierenden virtuelle Produktionsumgebungen näherbringen will. Bühne frei!

 

Willst du die Zukunft des Filmemachens und der Medienproduktion mitgestalten? Lies hier mehr über das Technical Directing Studium am Animationsinstitut.

 

Beitrag teilen