Postkarten aus Kopenhagen

Student Mobility: DADIU

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Medienschaffende können heute ihr Publikum auf der ganzen Welt finden. Geschichten werden längst nicht mehr nur auf einer Sprache erzählt, Games werden rund um den Globus vertrieben und immer mehr internationale Streamingdienste präsentieren eine nie dagewesene Vielfalt in der Unterhaltungslandschaft. Es ist nicht ungewöhnlich, dass auch Produktionen selbst als große globale Kooperationen realisiert werden, an denen mehrere Studios aus verschiedenen Ländern beteiligt sind.

Damit die Studierenden des Animationsinstituts nach ihrem Abschluss für den globalen Wettbewerb gerüstet sind, spielt internationale Zusammenarbeit schon während des Studiums eine große Rolle. Weltweite Partnerschaften und Kooperationen zu anderen Universitäten, ermöglichen einerseits Auslandsaufenthalte und bringen andererseits immer wieder Gaststudierende an die Filmakademie. Einen solchen Auslandsaufenthalt hat Nina Weilbächer, Studentin im Fach Interaktive Medien, hinter sich: Sie verbrachte gemeinsam mit ihrem Kommilitonen Jannik Jochim ein Semester in Kopenhagen und studierte an der National Academy of Digital, Interactive Entertainment (DADIU).

Lies weiter und erfahre mehr über Ninas Zeit in Dänemark.

DADIU

The National Academy of Digital, Interactive Entertainment (DADIU) bildet Talente im Bereich Game Development aus. Jedes Jahr werden rund 100 Studierende ausgewählt, die von August bis Dezember an Vorlesungen und Workshops teilnehmen und in kleinen Teams eigene Games entwickeln. Erfahre mehr über das Programm hier.

Nina Weilbächer:

 

Die Vorbereitungen für meine Teilnahme am DADIU Programm und dem Aufenthalt in Kopenhagen begannen im April 2021. Die Leiterin meines Studiengangs Interaktive Medien, Anna Brinkschulte, vereinbarte ein Onlinemeeting mit Simon Jon Andreasen, dem Leiter des DADIU Programms. Mein Studienkollege Jannik Jochim und ich sollten Simon vorab kennenlernen und konnten Fragen zu dem Programm stellen. Noch in derselben Woche haben wir zugesagt und Ende August sind wir beide nach Kopenhagen gefahren.

 

Nach 10 Stunden Zugfahrt kam ich am CPH Studio Hotel an - meinem Zuhause für die nächsten dreieinhalb Monate. Das Hotel liegt direkt am Meer, im trendigen Viertel Amager. Das kleine Doppelzimmer teilte ich mir mit der Dänin Simone Dalager, die als Game Designerin ebenfalls am Programm teilnahm. Wir wurden die besten Freundinnen! Das Hotel war nicht weit vom Zentrum entfernt, wodurch ich schnell in meiner Uni war und auch die Stadt ausgiebig erkunden konnte.

Das DADIU Semester war in mehrere Workshops und Abschnitte unterteilt. In den ersten 2 Tagen lernten Jannik und ich in unserer Rolle als Director unsere jeweiligen ProduzentInnen kennen. Der Producer/Director Workshop bereitete uns auf unsere Rollen vor und setzte den Grundstein für eine gute Teamarbeit. Meine Produzentin Marie Falk Vinther und ich verstanden uns von Anfang an gut und wurden über den gesamten Zeitraum ein tolles Team. Wir waren die einzige weibliche Doppelspitze und hatten auch das Team mit dem größten Frauenanteil.

 

Nach dem Workshop wurden alle Studierende nach Askov zu einem Kennenlern-Workshop eingeladen. Der kleine Ort war knapp 4 Stunden von Kopenhagen mit dem Bus entfernt und bereits dort wurden die ersten nachhaltigen Kontakte und Freundschaften geknüpft. Insgesamt waren es drei Tage voller Teambuilding-Übungen und verschiedener Game-Workshops. Schon in dieser frühen Phase des Teambuildings mussten Marie und ich Regeln für unsere Zusammenarbeit im Team setzen - und das mit 16 Studierenden aus mindestens 6 verschiedenen Universitäten und Disziplinen. Es begann also mit großer Überforderung, die sich in den nächsten Wochen nur sehr langsam legte.

Zurück in Kopenhagen begannen wir an unserem ersten Mini Game zu arbeiten. Dafür hatten wir 7 Tage Zeit. Es war anfangs sehr schwierig, eine gemeinsame Idee zu finden, die ganze Pipeline aufzusetzen und sich in seine jeweilige Rolle hineinzufinden. Unser erstes Mini Game war daher bei seiner Fertigstellung sehr roh und buggy. Doch wir hatten viele Erkenntnisse für den zweiten Durchlauf gesammelt.
Bei Mini Game 2 war unsere Herausforderung in 10 Tagen dasselbe Spiel noch mal zu entwickeln, nur eben besser. Das gelang uns tatsächlich ziemlich gut, sodass wir bei der zweiten Präsentation sehr positives Feedback bekamen.

 

Für das Graduation Game hatten wir nun 6 Wochen Zeit und allen kreativen Freiraum. Gemeinsam mit dem Lead Team entwickelten wir eine verrückte Idee: In Carnivalien spielt man ein Alien, das in den 50er-Jahren in einem Freizeitpark abstürzt und nun von der CIA gejagt wird. Ziel des rogue-lite Pinball Games ist es, alle Raumschiffteile einzusammeln und wieder zurück zum Heimatplaneten zu fliegen. Wir starteten mit großer Motivation, aber auch mit einigen Altlasten in die neue Produktion. Konflikte zwischen den verschiedenen Departements unseres Teams schwelten schon seit dem ersten Mini Game und konnten nie so richtig beseitigt werden. Marie und ich waren in den ersten zwei Wochen der Vorproduktion mehr damit beschäftigt, Feuer zu löschen als tatsächlich unsere Arbeit zu leisten. Das Ganze gipfelte in einer ganztägigen Krisensitzung, in der sich unser Team aussprach und alle Missverständnisse beseitigte. Bis zu diesem Zeitpunkt hing der Abschluss unseres Games am seidenen Faden. Umso erleichterter waren Marie und ich, als dann der Rest der Produktion sehr harmonisch und ruhig verlief.

Wir konnten Carnivalien sogar früher abgeben als geplant. Trotz der verlorenen Wochen konnten ein gutes Produkt abliefern, auf das wir stolz sind. Am Ende der 6-wöchigen Produktionsphase haben wir gemeinsam mit den anderen 5 Teams unsere Spiele in einem Livestream vorgestellt und auf itch.io hochgeladen. Ich möchte an dieser Stelle besonders hervorheben, was für eine tolle Leistung unser Team hingelegt hat. Am Ende konnten wir nicht nur ein fertiges Game, sondern auch ein geeintes und harmonisches Team präsentieren.

 

Spiele die DADIU Graduation Games!

Hier findest du die Präsentationen der einzelnen Teams und alle Games zum Download. Das Game, das Jannik als Director mit seinem Team entwickelte, heißt übrigens Windfall – unbedingt ausprobieren!

Im Laufe meiner Zeit bei DADIU habe ich viele tolle Menschen kennengelernt. Unsere Mentoren Simon Jon Andreasen und Thomas Howalt haben uns von Anfang an begleitet und bei jeder Frage betreut. Der besondere Fokus auf Directing und die individuelle Betreuung hinsichtlich meiner Entwicklung als Director empfinde ich als einzigartig im Rahmen dieses Programms. Meine Produzentin Marie und ich wurden sorgfältig ausgesucht und in ein Team gebracht – a Match made in Heaven!

 

Ich bin sehr dankbar, so viele talentierte Studierende aus Game Design, Art, Programming, Sound und Music Composition kennengelernt und mit ihnen dieses Projekt gemeistert zu haben. Alles in allem habe ich wundervolle, spannende und fordernde Monate in Kopenhagen verbracht. Ich habe mich persönlich weiterentwickelt, viel über Kommunikation und Games gelernt und mich als Director weiter definieren können. Ich würde jeder und jedem die Teilnahme am DADIU Programm uneingeschränkt weiterempfehlen, besonders wenn man an Directing interessiert ist. Und nicht vergessen, wie Thomas Howalt immer sagt: Making Games is Fun!

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